Was ist Encaustic

Der Begriff Encaustic ist keine moderne Wortschöpfung um einer neuen
Technik einen Namen zu geben, sonder stammt aus dem Griechischen
und bedeutet soviel wie "einbrennen", „dem Feuer ausgesetzt".

Die Geschichte der Encaustic ist sehr alt und geht bis in die Antike
Griechenlands und Ägyptens zurück.

Encaustic ist der Überlieferung zufolge eine der ältesten Maltechniken
überhaupt und es gab sie lange vor Erfindung der Ölmalerei. Encaustic,
das ist die Verbindung des Zaubers der Antike mit der Neuzeit. Malen mit
heißem Wachs.

Mumienportraits der Ägypter und bemalte Holzsarkophage aus dem 1.
Jhd. v.Chr. bis ins 3. Jhd. n.Chr., wie sie in der Oase Fayum gefunden
wurden, waren ebenso in Encaustic gemalt wie Wand- oder
Tafelmalereien, die bei Pompeji und Herculaneum gefunden wurden,
verschüttet beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n.Chr.

Gemalt wurde hauptsächlich mit einer erhitzten „Cauteria“, ein
metallartiges Gerät, das auf einer Seite löffelförmig war zum Schöpfen,
und auf der anderen Seite spachtelartig zum Verstreichen des Wachses.
Malgrund waren z.B. Holz, Elfenbeintafeln, Ton-, Schiefer- oder
Marmorplatten.

Die Farben damals waren stark metalloxydhaltig. Es entwickelten sich
beim Erhitzen giftige Dämpfe, die die Künstler bei ihrer Arbeit einatmen
mußten. Etwa ab dem 6. Jhd. wurde immer weniger die Encaustic
genutzt, bis sie ganz von neueren Techniken verdrängt wurde und
beinahe in Vergessenheit geriet, vermutlich auch, weil die Handhabung
recht mühsam war und die Künstler vor vielerlei Probleme stellte.


Nach der Wiederentdeckung der Encaustic ab dem 16. Jhd. haben sich
viele bekannte Künstler mit dieser faszinierenden Technik beschäftigt:


- Leonardo da Vinci

- Carl Rottmann - Leiter des Encaustic-Zentrums in München
und Hofmaler unter König Ludwig I. (19. Jhd.)


- Max Doerner - Anfang des 20. Jhd. bildete sich unter
ihm die Münchner Encausticer-Gilde


- Arnold Böcklin - malte vorzugsweise mystisch wirkende Bilder,
die antiken Wandmalereien, die er bei seinen Italien-
aufenthalten sah, beeinflußten ihn stark in seiner Art zu malen

- Fritz Klein (1882 - 1953) - machte in Stuttgart auf sich aufmerksam,
er malte mit Stiften auf einer selbstkonstruierten,
beheizbaren Kupferplatte

- Jasper Jones - gilt als einer der Wegbereiter der Pop-Art.
Er erzielte für sein Bild „Flagge auf orangefarbenen Feld“ ganze
3 Mio. $

...und heute

Egal, ob wir Bilder aus früheren Epochen oder heutige Encaustic-Malerei
sehen. Herausragend bleiben die leuchtenden Farben und Strukturen, die
in dieser Technik erzielt werden.

Lediglich die Handhabung ist um vieles einfacher geworden: Zum ersten
können wir heute unsere Arbeitsgeräte wie Maleisen oder Malpen über
Strom mit Wärme versorgen, aber auch das Arbeiten mit Spachteln,
Schwämmen und Pinseln ist möglich, zum anderen - und das ist ein sehr
wesentlicher und wichtiger Gesichtspunkt - sind die Encausticwachse, wie
wir sie heutzutage verwenden, vollkommen ungiftig. Es handelt sich
hierbei um gereinigte, lichtechte Bienenwachsfarben, die auf den
unterschiedlichsten Malgründen, wie Papier, Leinwand, Holz, Glas oder
Stein verarbeitet werden können.